EU-Parlamentarier*innen fordern die EU-Mitgliedsstaaten auf, den Schutz von Wildtieren zu verbessern und die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Arten zu verbieten.

Humane Society International


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STRASBURG, Frankreich – Das Europäische Parlament hat eine Resolution angenommen, in der es deutlich die Ziele der Europäischen Union für das bevorstehende Treffen der Vertragsparteien des Washingtoner Artenschutzübereinkommen (CITES) formuliert.

Anlässig der 19. CITES Konferenz im November in Panama, hat das EU-Parlament eine klare Position zur Beseitigung der Missstände im Wildtierhandel, zur Schließung der Schlupflöcher in den EU-Verordnungen und zur Beendigung der Einfuhr von Jagdtrophäen von geschützten Arten, bezogen.

Im November treffen sich die Vertreter*innen der Unterzeichnerstaaten des CITES-Vertrags in Panama zum 19. Kongress der Parteien. Auf der COP19 werden sie entscheiden, ob eine Reihe von bedrohten und gefährdeten Arten, darunter das Flusspferd, der afrikanische Elefant, der Requiemhai und der Glasfrosch, international stärker oder schwächer vor der Ausbeutung für den kommerziellen Handel geschützt werden sollen.

Die Resolution des EU-Parlaments steht in vielen Punkten im Kontrast zu den Empfehlungen, die die EU-Kommission jüngst formuliert hat.   So ist Humane Society International/Europe besorgt darüber, dass die EU-Kommission bereits empfohlen hat, dass die EU den Vorschlag von zehn afrikanischen Staaten, das Flusspferd in den CITES-Anhang I aufzunehmen, nicht unterstützen sollte. Dies würde den Schutz dieser gefährdeten Art verbessern und den gesamten kommerziellen internationalen Handel mit Flusspferdteilen und -produkten verbieten.

Darüber hinaus hat die Kommission der EU empfohlen, sich bei der Abstimmung über den Vorschlag von 14 CITES-Vertragsparteien zu enthalten, Glasfrösche in Anhang II aufzunehmen, was einen entscheidenden Schutz und eine Überwachung des Handels mit diesen bedrohten Amphibien bedeuten würde.

Dr. Joanna Swabe, Senior Director of Public Affairs bei Humane Society International/Europe, sagt: “Wir freuen uns, dass die Abgeordneten des Europäischen Parlaments im Vorfeld der COP19-Tagung des Washingtoner Artenschutzübereinkommens (CITES) eine so starke Resolution verabschiedet haben, die die anhaltende Bedrohung der Wildtiere durch den internationalen Handel anerkennt. Die EU spielt eine wichtige Rolle im Entscheidungsprozess der CITES und ist oft in der Lage, Entscheidungen zu treffen oder zu verhindern. Wenn sie das Flusspferd, den Glasfrosch und andere Vorschläge der afrikanischen Staaten nicht unterstützt, die sich um den dringend benötigten zusätzlichen Schutz ihrer endemischen Arten bemühen, deren Überleben durch die übermäßige Ausbeutung für den kommerziellen Handel bedroht ist, könnten diese Arten noch weiter an den Rand des Aussterbens getrieben werden. Es ist unverantwortlich, dass die EU solche Vorschläge nicht unterstützt, wenn man bedenkt, dass sie sich in ihrer Biodiversitätsstrategie selbst lautstark dazu verpflichtet hat, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um den weltweiten Rückgang der biologischen Vielfalt aufzuhalten.”

In der Resolution des Europäischen Parlaments wird nicht nur die Unterstützung für verschiedene CITES-Vorschläge zum Ausdruck gebracht, sondern auch anerkannt, dass die Rolle der EU im weltweiten Kampf gegen den Handel mit Wildtieren weiter gestärkt werden muss. Die Abgeordneten schließen sich der Aufforderung von Humane Society International an die Kommission an, Maßnahmen zu ergreifen, um die Schlupflöcher in den bestehenden EU-Verordnungen zum Handel mit Wildtieren zu schließen, indem sie einen Gesetzvorschlag vorlegen, der die Einfuhr, die Ausfuhr, den Verkauf oder den Erwerb von Wildtierarten unter Strafe stellt, die illegal gefangen, besessen, transportiert oder verkauft werden.

HSI begrüßt auch die Forderung des Europäischen Parlaments, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um die Einfuhr von Jagdtrophäen zu verbieten, die von Arten stammen, die auf der CITES-Liste stehen. Die EU ist weltweit der zweitgrößte Importeur von Jagdtrophäen hinter den Vereinigten Staaten. Das EU-Recht erlaubt es Jägern*innen weiterhin, Trophäen von bedrohten Arten einzuführen, von denen viele durch CITES, die EU-Wildtierhandelsverordnung und die Habitat-Richtlinie international geschützt sind.

Liam Slattery, Direktor der Kampagne gegen Trophäenjagd-Importe von Humane Society International/Europe, sagte: “Die Forderung des Europäischen Parlaments nach dringenden Maßnahmen zur Eindämmung der Einfuhr von Jagdtrophäen CITES-geschützter Arten, wird von einer klaren Mehrheit der Öffentlichkeit in den Mitgliedstaaten unterstützt. Die Niederlande und Frankreich haben bereits Verbote für bestimmte Trophäenarten erlassen. Das belgische Bundesparlament hat eine einstimmige Entschließung verabschiedet, in der die Regierung aufgefordert wird, keine Einfuhrgenehmigungen für Trophäen mehr zu erteilen. Und das deutsche Umweltministerium, als Hauptimporteur von Jagdtrophäen in der EU, hat die Absicht geäußert, die Einfuhr von Jagdtrophäen geschützter Tierarten zu beschränken. Da auch andere Mitgliedstaaten aktiv Vorschläge zur Begrenzung oder zum Verbot von Trophäenimporten prüfen, muss die Kommission in dieser Frage im Einklang mit solchen Maßnahmen und der EU-Strategie zur Erhaltung der biologischen Vielfalt eine Führungsrolle übernehmen.”

Zusatzinformationen:

  • HSI fordert die EU nachdrücklich auf, den Vorschlag 1 der CITES COP19 zu unterstützen, das Flusspferd in Anhang I aufzunehmen. Die Populationen wildlebender Flusspferde sind in 65 % der Länder, in denen sie leben, rückläufig oder unbekannt. Flusspferd-Elfenbein ist bei den Verbrauchern sehr beliebt, und in den letzten zehn Jahren, für die Daten vorliegen, wurden fast 80.000 Flusspferdprodukte importiert, die nahezu alle aus Wildfängen stammen. Wilderei und illegaler Handel sind eine der größten Bedrohungen für Flusspferde, und der illegale Handel ist oft mit dem legalen Handel vermengt. Außerdem wird das derzeitige Ausmaß der legalen und illegalen Entnahmen voraussichtlich zu einem Rückgang der wildlebenden Flusspferdpopulationen führen. Dies zeigt, dass der internationale kommerzielle Handel mit dieser Tierart aus Gründen der Bestandserhaltung und wegen der Gefahr der Förderung des illegalen Tötens und Handels eingeschränkt werden muss. Die EU trägt zur Ausbeutung von Flusspferden bei – und Deutschland ist einer der größten Importeure. Zwischen 2014 und 2021 wurden 192 Flusspferdtrophäen nach Deutschland eingeführt.
  • HSI fordert die EU nachdrücklich auf, den Vorschlag der CITES COP19 zu unterstützen, Glasfrösche in Anhang II aufzunehmen. Die Hälfte der Arten dieser Familie ist vom Aussterben bedroht, und die Individuen der stark bedrohten Arten sind nicht von anderen zu unterscheiden, was die Aufnahme der gesamten Familie in Anhang II erforderlich macht. Da die Männchen vieler dieser Froscharten die Gelege der Eier verteidigen, führt die Entfernung der Männchen zur Plünderung ganzer Gelege und damit zu einer hohen Sterblichkeitsrate. Außerdem sind Glasfrösche im internationalen Heimtierhandel immer beliebter geworden, und ein Großteil des Handels erfolgt illegal. Die Aufnahme der Familie in Anhang II würde die dringend benötigte Überwachung des internationalen Handels ermöglichen und dazu beitragen, den illegalen Handel mit diesen Arten einzudämmen.
  • Die HSI fordert die EU nachdrücklich auf, alle Vorschläge zu unterstützen, die den Schutz von Reptilien- und Amphibienarten ergänzen oder verbessern. Es gibt 21 davon, die 239 Arten umfassen, darunter 53 Schildkrötenarten. Alle diese gefährdeten Arten sind Bedrohungen ausgesetzt, darunter auch der Raubbau für den internationalen Handel. Es ist besorgniserregend, dass die Kommission nicht empfiehlt, viele dieser Vorschläge von Arealstaaten zu unterstützen, die die Importländer, einschließlich der EU-Länder, um Unterstützung bei der Kontrolle des Handels bitten, damit die Wildpopulationen nicht dezimiert werden.
  • Zwischen 2014 und 2018 importierte die EU fast 15.000 Jagdtrophäen – etwa acht pro Tag – von 73 international geschützten Arten.
  • Die Zahl der in die EU eingeführten Trophäen ist in fünf Jahren um 40 % gestiegen, obwohl Meinungsumfragen zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der befragten EU-Bürger*innen die Trophäenjagd eindeutig ablehnt und ein Einfuhrverbot dieser Jagdtrophäen wünscht.

ENDE

Pressekontakt: Eva-Maria Heinen, communications & PR managerin Deutschland: presse@hsi-europe.org ; 0160 94491788

Deutschland–ein Land der Trophäenjäger* innen auf geschützte Tiere?!

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